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Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 19. Februar 2025, 11:07
von michali
Eine schlimme Nachricht: Ein 21jähriger aus Heidelberg wird seit 6 Tagen in den Weissen Bergen vermisst, offenbar beim Trailrunning. Die Medien erzählen, er wäre in die (natürlich geschlossene) Samaria-Schlucht und hätte (gleichzeitig!) auf den Gingilos gewollt. Aber die von seiner Schwester im Netz mitgeteilten letzten Handydaten zeigen, dass er am letzten Donnerstag abend ungefähr in der Gegend des Kokinavari-Sattels war; die Rettungskräfte wissen das. Selbst unten in Xyloskalo ist alles tief verschneit.
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 20. Februar 2025, 08:22
von admin
Es gibt viele Spekulationen und Ungereimtheiten. Man geht davon aus, dass er die Samaria Schlucht runter ist, dann nach Papoures hoch, dann bis Moni und an der Psiristra entlang - dort hat er um 17:40 (welcher Zeit? - aber jedenfalls kurz vor der Dunkelheit) ein Signal gegeben. Dann noch mal um 19:40 Uhr (?) auf einem Gipfel (Gingilos? Volakias?). Dann nicht mehr.
Viele Grüße
Simon
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 21. Februar 2025, 22:25
von xenos
Sie suchen ihn jetzt den Nordhang vom Gingilos-Sattel runter, also Richtung Linoseni-Quelle:
https://www.gofundme.com/f/find-johann-alive
(Siehe unten Update 21.02., kleine Fotos unten)
Ich denke am Gingilos-Sattel kann man sich ortsfremd und nachts verlaufen, z.B. E4-Stangen Richtung Koustogerako folgen (es liegt Schnee, siehe Fotos, kaum ein Weg sonst zu erkennen) oder schlimmstenfalls nach links in die Tripiti abbiegen (trotz Totenkopfschilder). Ich kann mir nicht vorstellen, dass er in seinen mutmaßlichen leichten Trailrunning-Schuhen und nach inzwischen ca. 25 km Strecke und 2000 Höhenmeter Anstieg dort im Schnee steil heruntergestiegen ist, zumal der Zigzag oben im Schnee kaum zu erkennen sein wird.
Ich denke viel an ihn, habe aber kaum noch Hoffnung.
Gruß Uwe
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 22. Februar 2025, 09:34
von admin
Ich glaube, dass er möglicherweise (auch wenn es keinen Sinn macht) auf den Gingilos gestiegen ist und dort irgendwo verunglückt ist - oder eben beim Abstieg vom Sattel RIchtung Xyloskalo. Es ist nicht so viel Schne, aber in der Dunkelheit findet man ggf. den Weg nicht - vielleicht ist er Richtung Samaria-Schlucht gelaufen statt durchs Felsentor...
Viele Grüße
Simon
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 22. Februar 2025, 10:22
von kokkinos vrachos
xenos hat geschrieben: ↑21. Februar 2025, 22:25
Ich denke viel an ihn, habe aber kaum noch Hoffnung.
Gruß Uwe
Moin Uwe, ja ich verfolge auch täglich die Kretischen Zeitungen. Habe aber auch sehr wenig Hoffnung.
Johann Williams Disappearance Updates
Helicopter and Drones Fight Weather in Search for 21-Year-Old Johann Wolfgang Williams
https://www.argophilia.com/news/missing ... ms/240506/
Kaló Chimóna (Καλό χειμώνα) - einen guten Winter, kv
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 22. Februar 2025, 11:41
von MichPaule
xenos hat geschrieben: ↑21. Februar 2025, 22:25
Ich denke am Gingilos-Sattel kann man sich ortsfremd und nachts verlaufen, z.B. E4-Stangen Richtung Koustogerako folgen (es liegt Schnee, siehe Fotos, kaum ein Weg sonst zu erkennen) oder schlimmstenfalls nach links in die Tripiti abbiegen (trotz Totenkopfschilder).
Hallo Uwe,
vom Sattel aus sind nachts keine E4-Stangen Richtung Westen sichtbar. Die sind einfach viel zu weit weg, als dass man sie per Taschenlampe o.ä. entdecken könnte.
Auch die Totenkopfschilder Richtung Tripiti sind schon einige Jahre nicht mehr da.
Du hast recht, dass man den Weg kennen muss, sonst sind die Chancen dort sehr schlecht.
Ich frage mich nur die ganze Zeit, ob wirklich keine Fußspuren da oben im Schnee vorhanden waren, denen man folgen könnte.
So viele Leute werden doch dort aktuell nicht rumtrampeln (OK, VOR der Suche natürlich).
Grüße
Michael
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 22. Februar 2025, 12:16
von admin
Ihr habt schon recht. Die Frage ist nur, wieviel Schnee wirklich liegt. Und ob man an der Nordseite des Gingilos suchen kann..
Viele Grüße Simon
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 22. Februar 2025, 12:34
von kokkinos vrachos
admin hat geschrieben: ↑22. Februar 2025, 12:16
Ihr habt schon recht. Die Frage ist nur, wieviel Schnee wirklich liegt. Und ob man an der Nordseite des Gingilos suchen kann..
Viele Grüße Simon
Moin, in den letzten Tagen gab es Berichte über Neuschnee. Die Rettungskräfte mußten in den letzten Tagen auch immer wieder die Suchaktionen wegen den Wetterverhältnissen (Schnee, Nebel abbrechen. Hinzu kommt für die Rettungskräfte auch die eigene Gefahr, durch das sehr schwierige Gelände.
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 23. Februar 2025, 13:15
von kokkinos vrachos
Moin, die Familie von Joahan wird Morgen einen Hubschrauber auf eigene Kosten zur Suche einsetzten. Ebenso sollen ein Team von vier Spezialrettern mit Drohnen und Hunden auf die Insel kommen.
Der Bergsteigerclub von Chania hat bereits heute mit dem Aufstieg zu Gigilos begonnen.
https://www.neakriti.gr/kriti/hania/210 ... ostoys-kai
Schönen Sonntag, kv
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 23. Februar 2025, 17:38
von michali
Wenn man sich eine Zeitlang damit beschäftigt – wozu am Anfang nur die Medien mit ihren Widersprüchen und Namen wie "Todesschlucht" für die Samaria herausforderten, dann aber auch das tragische Einzelschicksal berührt, von einem, der ja nicht oder nicht nur ein Leichtfuss ist, sondern ein ausgezeichneter Sportler und Naturfreund – dann kommt man nicht leicht davon los. Ich hatte gestern früh, durchdacht, wie ich meine, an Pistorius geschrieben (natürlich ohne jede Hoffnung), schliesslich ist ja der Nato-Stützpunkt Souda mit seinen Luftaufklärern nur 40 km entfernt. Aber das Ministerium ist am Wochenende ohne Kontaktstelle und die Notrufzentrale des Auswärtigen Amts schon im Kontakt mit der Familie, das AA wollte sich zwar drum kümmern – leider, unbegreiflicherweise geschieht von dieser Seite aber offenbar nix.
Der Gingilos ist mit Deutschland vielfach und eigentümlich verbunden. Hier ist 1943 Horst Siewert nach einem Herzanfall abgestürzt, er drehte mitten im Krieg oben auf dem Gipfel Tierfilme und war, als Freund und Mentor Sielmanns, quasi der Initiator des modernen Tierfilms. Wie die Partisanen-Familie Viglis ihre Gastfreundschaft Briten und Deutschen, darunter Erhart Kästner, gewährte, hat dieser in seinem berührenden "Kreta"-Buch und in seinem Einsatz für den später als Bluträcher zum Tod verurteilten Giorgos Viglis vergolten. In Agia Roumeli erzählte mir ein Freund, wie er Pistorius’ Vorgänger Volker Rühe und dessen griechischen Kollegen 1996 durch die Schlucht führte ... – Von Euch allen hab ich zahlreiche Beiträge hier und anderswo gelesen (vor allem von dem allgegenwärtigen KokkinosVrachos

) – immer gute und interessante – und bin dafür sehr dankbar und es wär nett, Euch alle mal zwischen blauem Meer und silbernen Gipfeln zu treffen. Herzlich Euer Michael
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 23. Februar 2025, 17:51
von michali
Nochwas, um den Blick wieder vom Schrecken wegzuwenden, auch wenns wohl nicht in diese Sparte gehört: Bei Κρήτη TV gibts eine schöne kleine Episodenfolge über zwei, die den kretischen E4 wandern. Zwar auf Griechisch, aber sehr wenig Text. Epische Bilder:
https://www.cretetv.gr/tv-show/e4-sta-vimata-tou-notou/
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 23. Februar 2025, 21:16
von xenos
Johanns Familie hat auf facebook die geplante Route und den letzten Positionskontakt um 18:34 Uhr (welche Zeit? - jedenfalls dunkel) veröffentlicht:
https://www.facebook.com/profile.php?id=61573093363960
(Bitte nach unten scrollen)
Sie haben wohl die Cloud des Trackers ausgelesen. Für mich sieht das noch weit weg vom Gingilos-Sattel aus. Auf Anavasi (Samaria 2023) sehe ich da keinen Weg, nur die Nationalparkgrenze (grüne Striche). Auf der Bergfex-App mit OSM- (Open Street Map) Karte gibt es einen Weg, der geht zunächst an der Nationalparkgrenze lang, biegt dann nach Nordwest ab und geht dann am Südhang des Volakias/Gingilos Massivs lang, um auf den Gingilos-Sattel zu stoßen. Ist jemand diesen Weg schon mal gegangen?
Herzlichen Gruß Uwe
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 24. Februar 2025, 08:33
von admin
Lieber Uwe,
der "Weg" ist hier im Forum beschrieben - aber natürlich ist es kein Weg, sondern eine Route. Mir ist ziemlich unklar, wie man das Ganze ohne sinnvolle Planung und Ausrüstung angehen kann - aber es ist leider passiert. Man muss davon ausgehen, dass er - gemessen an seiner Geschwindigkeit (er war sehr schnell unterwegs) - zwischen Kokkinavari Sattel, eher aber zwischen Gingilos Sattel und Xyloskalo einen Unfall hatte. Das letzte Stück ist m. E. der einzige Bereich, in dem Schnee und Eis zugegen sind.
Viele Grüße
Simon
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 24. Februar 2025, 15:57
von GerdHH
Die Route ist aus seinem OsmAnd-Account ausgelesen, ist also seine geplante Route. Leider nicht aus dem Tracker - dann hätten wir ja seine Position. Johann ist ein erfahrener Trailrunner, der regelmäßig solche 30-km-Runden läuft. Am Punkt "C" hatte er um 18:40 Ortszeit seine Position gemeldet. Zwei Stunden später kam noch eine letzte Meldung "alles ok". Das könnte bedeuten, dass er am Afchenas-Sattel war und sich über die Wegweiser freute, aber das ist natürlich alles Spekulation.
Re: Vermisst zwischen Gingilos und Agia Roumeli
Verfasst: 24. Februar 2025, 18:35
von Uli
Weiss jemand ob es bei N 35.287° E 23.914°ein Gebäude in irgendeiner Form gibt wo er möglicherweise Unterschlupf gefunden haben könnte? Das wäre ca 3km von seiner letzten gemeldeten Position auf der Route zu Sattel.
Vor ein paar Jahren stand da eine Mörtelmaschine und es gab eine zementierte Plattform (sieht man auch auf Google Earth).
Ich frage mich nur ob es überhaupt möglich ist, im Dunklen noch vorwärts zu kommen. Den Weg von Agia Roumeli auf den Grigilos bin ich selbst noch nicht gegangen. Ich kenne daher diese Route nicht - lediglich die östlich gelegene (einzig gangbare) Route in die Tripiti die da in ca 300 Metern Entfernung vorbeiführt.