Tote Bäume in Sellouda

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MichPaule
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Tote Bäume in Sellouda

Beitrag von MichPaule »

Da in den letzten 10 Jahren immer wieder Fragen dazu aufgetaucht sind, schreibe ich mal was dazu... :wink:

Ein typischer befallener Baum sieht so aus:
Befallener Baum
Befallener Baum
Wie man sieht, sind die Nadeln noch grün, aber der Stamm schon schwarz.
Großaufnahme Stamm
Großaufnahme Stamm
Der Baum ist von Insekten der Spezies Marchalina hellenica befallen.
Diese Insekten ernähren sich vom Saft des Baums und scheiden eine Art "Zuckerwatte" (Honigtau genannt) aus, die wiederum den Honigbienen als willkommene Nahrung dient.
Honigtau
Honigtau
Die Bäume wurden vor 15-20 Jahren bewusst von den lokalen Imkern mit Marchalina hellenica infiziert, um den immer zahlreicheren Bienenvölkern genügend Nahrung zu verschaffen.
Allerdings wurde dabei nicht berücksichtigt, dass die befallenen Bäume eine stark verringerte Resistenz gegen Sekundärinfektionen haben.
In diesem Fall werden die Bäume von Rußtaupilzen befallen, was die schwarze Farbe hervorruft und darüber hinaus die Photosynthese behindert.
Als Folge sterben die Bäume über einen Zeitraum von mehreren Jahren ab und stürzen danach bei einem Sturm um.

Inzwischen ist die Nahrungsversorgung der Honigbienen durch die vielen toten Bäume wieder auf ein sehr niedriges Niveau zurückgegangen, was man auch an dem drastischen Rückgang den Bienenstöcke sehen kann.
Meiner Schätzung nach sind inzwischen 90-95% der Bienenvölker verschwunden, was man an den unzähligen leeren Autoreifen sehen kann.

Vor einigen Jahren war die Angst groß, dass die Infektion auf den Samaria-Nationalpark übergreift und ich habe damals auch schon einzelne betroffene Bäume dort gesehen.
Glücklicherweise scheinen sich die Ängste nicht bewahrheitet zu haben und der Schaden bleibt auf die Gegend von Agios Ioannis begrenzt.
Meines Wissens nach wurde auch bisher kein Gegenmittel gegen Marchalina hellenica gefunden, das andere Insekten unbeeinträchtigt lässt.
Die ganz große Chemie-Keule wollte man doch nicht auspacken. :oops:

So, das war mein laienhaftes Verständnis dieser Thematik, an Simon noch vielen Dank für den Input!
Wenn ich irgendwas falsch beschrieben haben sollte, bitte ich hier um Hinweise.
Viele Grüße

Michael
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Frank
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Re: Tote Bäume in Sellouda

Beitrag von Frank »

Lieber Micha,
ja,das klingt plausibel und auch die (zum Glück nur) lokale Ausbreitung scheint ja als gegebener Sachverhalt festgehalten werden zu können...
Was wir Menschen so alles aus dem Gleichgewicht bringen.... , ich finds nicht mehr lustig...
kokkinos vrachos
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Re: Tote Bäume in Sellouda

Beitrag von kokkinos vrachos »

Moin Michael, danke für deinen interessanten und informativen Beitrag. In den letzten Jahren habe ich in der Gegend zwischen Aradena und Agios Ioannis viele Nester der Prozessionsspinner gesehen. Jetzt Anfang Oktober habe ich keine Nester mehr gesehen...

Kleine krabbelnde Spinner auf Kreta: Pinienprozessionsspinner: https://radio-kreta.de/kleine-krabbelnd ... nsspinner/

Viele Grüße aus Souda/Plakias, kv
„Ich hoffe nichts, ich fürchte nichts, ich bin frei." Nikos Kazantzakis
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