...und das auch gleich vornweg, lieber admin, das ist ja ein "levka-ori-forum", mit der Themenbezeichnung versuche ich natürlich -ich möchte zugeben- krampfhaft- einen Bezug zum Foruminhalt herzustellen...


Kurzum, ich bin mit einem Wanderfreund im Januar für knapp 3 Wochen auf die Kapverden geflogen und wir sind sooooo begeistert zurückgekehrt, dass ich mich entschlossen habe,unsere Erfahrungen zum Wandern kurz und knapp in diesem von mir geschätzten Forum für alle Kreta- Wanderbegeisterten zur Verfügung zu stellen.... . Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen....

Nun, wir sind so semi-vorbereitet mit ein paar gpx-dateien für Wanderwege von "waymarkedtrails.com", aber mit großem Rucksack incl Zelt und Kocher losgefahren. Auf die Hauptstadt-Insel Santiago, 80 km lang und ca. 30 km breit, 600 km vor der Senegalischen Küste im Atlantik. Flugzeit 4 h + 4 h, zwischenstopp Lissabon 1h ...
Und zu unserer großen Überraschung erwartete uns ein Wanderwegenetz, allem Anschein nach nagelneu installiert und gekennzeichnet, sich über die gesamte Insel ziehend inclusive Weitwanderroute von Süd (Cidade Velha) bis Nord (Taraffal) (75 km) über die beiden Natur- und Wanderhotspots der Insel mit schroffen Bergen bis 1.400 m Höhe (auch zu begehen..). Gute Wegbeschreibungen, Höhenprofile und andere Wander-Infos auf Infotafeln über das gesamte Wegenetz verteilt !! Einfach großartig !! Und das Beste: Außer auf den beiden Hotspots trifft man keinen Touri, außer ein paar Tageswandervorruheständler haben wir keine Weißen Menschen getroffen. Entsprechend intensiv und interessant ist das Eintauchen in das kapverdische Leben auf dem Lande, unser Zelt stand mehrfach auf der betonierten Fläche eines kleinen Häuschens und wir durften die Wassertonne zum "Duschen" nutzen und mit dem Hausherrn zu Abend "Cachupa" essen und selbstgemachten Rum trinken.....
Wir sind in der Summe um die 200 km gelaufen, die Hauptachse entlang von Süd nach Nord, einzwei Tage in den Hotspots mit Tagesrucksack und fester Bleibe und 3 bis 4 Tage entlang der Küste im Westen.
Die Wege sind hochattraktiv zum Wandern !! Kleine Pfade, durch die Terassenfelder, manchmal auch über die Terassen der kleinen Häuschen an den Hängen, auch mal überwachsene Erdpiste auf den flachen Ebenen zur Küste hin, ganz selten ein Stück Strasse.... . Nebenstrasse sieht im übrigen so aus: und es gibt ja kaum Individualverkehr auf der Insel...
Täglich gibt es tolle Blicke hinunter zu den Küstenlinien, zur Nachbarinsel Fogo (2.900 m Vulkan) dann und wann, die Berge und Höhenzüge sind von bizarrer Form. Um die 1000 Höhenmeter (in der Summe) mussten wir fast täglich bewältigen. Das reichte meistens aus, um den ganzen Tag auf den Beinen zu sein und alle Notwendigkeiten (Wasser, Schlafplatz, Wegefindung, Hotel erreichen...) zu berücksichtigen.
Die Natur ist exotisch und abwechslungsreich und attraktiv !! In den Bergen ab ca. 900 m üppig, Eukalyptus, Kiefer, dichtes Unterholz, meistens verfangen sich Wolken und Nebel (zumindest früh und abends und nachts) bei kühlen Temperaturen bis 15 Grad in der Nacht.
In den Mittellagen am Fuß der Berge Mais/Bohnenfelder in Handarbeit, kleine Dörfer, die vom aufgestauten Wasser aus den Bergen und super fruchtbarer Vulkanerde ihre Existenzberechtigung beziehen. Die Täler in Richtung der Passatwinde Nordost sind grün, fruchtbar und es wachsen Bananen (im Talgrund), Mango, Manjok, Süßkartoffel auf kleinen Terassenfeldern. Die weiten trockenen Ebenen zur westlichen Küste hin sind fast menschenleer, bestanden mit aufgeforsteten Akazien und vertrocknetem Gras bilden diese einen krassen Gegensatz. Sie sind von Erosionsrinnen, die manches Mal auch 300 m tiefe Canyons sind, die mit Bananen, Zuckerrohr und Palmen bestanden sind, unterbrochen. (übrigens meistens auch zu "bewandern"..)
Die Küstenlinie im Westen ist bizarr und schroff, die Täler bilden große Buchten und die 3 Fischerstädtchen , die es auf den 60 km gibt, waren von fast apokalyptischer Ausstrahlung (für uns...) . An manchen Stellen sieht es aber auch aus wie an Kretas Südküste, nur die Pinien oder Tamarisken sind Akazien .... Es ist immer um die 25 Grad und es weht ein stetiger Wind.
Das Klima ist äußerst stabil und wanderfreundlich !!
So viele Eindrücke auf so engem Raum !! Für uns jedenfalls tief beeindruckend, nicht immer klassisch "beautiful", aber äußerst interessant und vorzüglich zu erwandern !!! Im Prinzip könnte man am Flughafen loslaufen, wenn man den (sicher nicht so attraktiven) Marsch durch die Randbezirke von Praia auf sich nehmen will....
Von den aufgeweckten, freundlichen, ehrlichen, unaufdringlichen und bemerkenswert schönen Menschen will ich gar nicht anfangen zu schreiben....
Und bevor das alles in den einschlägigen Wanderreiseführern steht, macht sich ja vielleicht der ein oder andere levka-ori-fan auf die Socken in das Abenteuer Kapverden !! Auch der kommende Januar und Februar wird kalt und dunkel und ungemütlich in Mitteleuropa !!! Ich möchte es wärmstens empfehlen !!
Lieber Admin, Thema des Forums prinzipiell verfehlt, ich weiß....

LG Frank