Winter - Trainingslager für das jährliche Kretawandern

"All the rest" which does not fit into one of the other sub-forums / Alles, was sonst nirgendwo hin passt
Antworten
Benutzeravatar
Frank
Beiträge: 57
Registriert: 18. September 2020, 09:15
Wohnort: zwischen Berlin und Polen, heißt odervorland

Winter - Trainingslager für das jährliche Kretawandern

Beitrag von Frank »

....vielleicht geht es ja vielen anderen wie mir, die Sehnsucht nach Pinienduft, Lybischen Meer und Griechischem Salat ist während der Winterzeit groß und der Blick in die Bodenkammer mit dem eingemotteten Rucksack und den Wanderschuhen macht wehmütig....
...und das auch gleich vornweg, lieber admin, das ist ja ein "levka-ori-forum", mit der Themenbezeichnung versuche ich natürlich -ich möchte zugeben- krampfhaft- einen Bezug zum Foruminhalt herzustellen... 8) , das weiß ich und bin auf vernichtende Kritik von Dir vorbereitet... :wink:
Kurzum, ich bin mit einem Wanderfreund im Januar für knapp 3 Wochen auf die Kapverden geflogen und wir sind sooooo begeistert zurückgekehrt, dass ich mich entschlossen habe,unsere Erfahrungen zum Wandern kurz und knapp in diesem von mir geschätzten Forum für alle Kreta- Wanderbegeisterten zur Verfügung zu stellen.... . Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen.... 8).

Nun, wir sind so semi-vorbereitet mit ein paar gpx-dateien für Wanderwege von "waymarkedtrails.com", aber mit großem Rucksack incl Zelt und Kocher losgefahren. Auf die Hauptstadt-Insel Santiago, 80 km lang und ca. 30 km breit, 600 km vor der Senegalischen Küste im Atlantik. Flugzeit 4 h + 4 h, zwischenstopp Lissabon 1h ...
Und zu unserer großen Überraschung erwartete uns ein Wanderwegenetz, allem Anschein nach nagelneu installiert und gekennzeichnet,
IMG-20230104-WA0000.jpg
sich über die gesamte Insel ziehend inclusive Weitwanderroute von Süd (Cidade Velha) bis Nord (Taraffal) (75 km) über die beiden Natur- und Wanderhotspots der Insel mit schroffen Bergen bis 1.400 m Höhe (auch zu begehen..). Gute Wegbeschreibungen, Höhenprofile und andere Wander-Infos auf Infotafeln über das gesamte Wegenetz verteilt !!
IMG-20230114-WA0006.jpg
Einfach großartig !! Und das Beste: Außer auf den beiden Hotspots trifft man keinen Touri, außer ein paar Tageswandervorruheständler haben wir keine Weißen Menschen getroffen. Entsprechend intensiv und interessant ist das Eintauchen in das kapverdische Leben auf dem Lande, unser Zelt stand mehrfach auf der betonierten Fläche eines kleinen Häuschens
IMG-20230114-WA0010.jpg
und wir durften die Wassertonne zum "Duschen" nutzen und mit dem Hausherrn zu Abend "Cachupa" essen und selbstgemachten Rum trinken.....
Wir sind in der Summe um die 200 km gelaufen, die Hauptachse entlang von Süd nach Nord, einzwei Tage in den Hotspots mit Tagesrucksack und fester Bleibe und 3 bis 4 Tage entlang der Küste im Westen.
Die Wege sind hochattraktiv zum Wandern !!
IMG-20230108-WA0001.jpg
Kleine Pfade, durch die Terassenfelder, manchmal auch über die Terassen der kleinen Häuschen an den Hängen,
IMG-20230110-WA0011.jpg
auch mal überwachsene Erdpiste auf den flachen Ebenen zur Küste hin, ganz selten ein Stück Strasse.... . Nebenstrasse sieht im übrigen so aus:
IMG-20230110-WA0016.jpg
und es gibt ja kaum Individualverkehr auf der Insel...
Täglich gibt es tolle Blicke hinunter zu den Küstenlinien, zur Nachbarinsel Fogo (2.900 m Vulkan) dann und wann, die Berge und Höhenzüge sind von bizarrer Form.
IMG-20230112-WA0000.jpg
Um die 1000 Höhenmeter (in der Summe) mussten wir fast täglich bewältigen. Das reichte meistens aus, um den ganzen Tag auf den Beinen zu sein und alle Notwendigkeiten (Wasser, Schlafplatz, Wegefindung, Hotel erreichen...) zu berücksichtigen.
Die Natur ist exotisch und abwechslungsreich und attraktiv !! In den Bergen ab ca. 900 m üppig, Eukalyptus, Kiefer, dichtes Unterholz, meistens verfangen sich Wolken und Nebel (zumindest früh und abends und nachts) bei kühlen Temperaturen bis 15 Grad in der Nacht.
In den Mittellagen am Fuß der Berge Mais/Bohnenfelder in Handarbeit, kleine Dörfer, die vom aufgestauten Wasser aus den Bergen und super fruchtbarer Vulkanerde ihre Existenzberechtigung beziehen. Die Täler in Richtung der Passatwinde Nordost sind grün, fruchtbar und es wachsen Bananen (im Talgrund), Mango, Manjok, Süßkartoffel auf kleinen Terassenfeldern.
IMG-20230110-WA0010.jpg
Die weiten trockenen Ebenen zur westlichen Küste hin sind fast menschenleer,
IMG-20230129-WA0006.jpg
bestanden mit aufgeforsteten Akazien und vertrocknetem Gras bilden diese einen krassen Gegensatz. Sie sind von Erosionsrinnen, die manches Mal auch 300 m tiefe Canyons sind,
IMG-20230114-WA0003.jpg
die mit Bananen, Zuckerrohr und Palmen bestanden sind, unterbrochen. (übrigens meistens auch zu "bewandern"..)
Die Küstenlinie im Westen ist bizarr und schroff, die Täler bilden große Buchten und die 3 Fischerstädtchen , die es auf den 60 km gibt, waren von fast apokalyptischer Ausstrahlung (für uns...) .
IMG-20230114-WA0017.jpg
An manchen Stellen sieht es aber auch aus wie an Kretas Südküste,
..wie an der Küstenlinie der Sfakia..., oder?
..wie an der Küstenlinie der Sfakia..., oder?
nur die Pinien oder Tamarisken sind Akazien .... Es ist immer um die 25 Grad und es weht ein stetiger Wind.
Das Klima ist äußerst stabil und wanderfreundlich !!

So viele Eindrücke auf so engem Raum !! Für uns jedenfalls tief beeindruckend, nicht immer klassisch "beautiful", aber äußerst interessant und vorzüglich zu erwandern !!! Im Prinzip könnte man am Flughafen loslaufen, wenn man den (sicher nicht so attraktiven) Marsch durch die Randbezirke von Praia auf sich nehmen will....
Von den aufgeweckten, freundlichen, ehrlichen, unaufdringlichen und bemerkenswert schönen Menschen will ich gar nicht anfangen zu schreiben....

Und bevor das alles in den einschlägigen Wanderreiseführern steht, macht sich ja vielleicht der ein oder andere levka-ori-fan auf die Socken in das Abenteuer Kapverden !! Auch der kommende Januar und Februar wird kalt und dunkel und ungemütlich in Mitteleuropa !!! Ich möchte es wärmstens empfehlen !!

Lieber Admin, Thema des Forums prinzipiell verfehlt, ich weiß.... :? , vielleicht lässt du den Beitrag doch für ein paar Tage stehen und wer eventuell von mir ein paar spezifische Informationen begehrt, kann sich ja gern individuell an mich wenden !!


LG Frank
Benutzeravatar
MichPaule
Beiträge: 318
Registriert: 15. Oktober 2013, 13:58
Wohnort: In Ulm, um Ulm und um Ulm herum
Kontaktdaten:

Re: Winter - Trainingslager für das jährliche Kretawandern

Beitrag von MichPaule »

Hallo Frank,

vielen Dank für deinen Bericht.
Von den Kapverden hat mir schon vor 20 Jahren ein Arbeitskollege vorgeschwärmt, der jeden Winter dort ist.
Ich sollte das auch mal machen... :lol:
Viele Grüße

Michael
Benutzeravatar
admin
Site Admin
Beiträge: 1051
Registriert: 1. Januar 1970, 02:00
Wohnort: Stuttgart / Deutschland/Germany

Re: Winter - Trainingslager für das jährliche Kretawandern

Beitrag von admin »

Hallo Frank,

ja, klar Thema im Prinzip verfehlt, aber deshalb heißt das Unterforum hier ja "off Topic". Und da passt dieser tolle Bericht auf jeden Fall sehr gut rein. Ich habe ihn mit Vergnügen gelesen. Sehr schön!!!

Viele Grüße
Simon
Benutzeravatar
Frank
Beiträge: 57
Registriert: 18. September 2020, 09:15
Wohnort: zwischen Berlin und Polen, heißt odervorland

Re: Winter - Trainingslager für das jährliche Kretawandern

Beitrag von Frank »

...das ist ja ein mildes Urteil deinerseits, Simon. :D
Ich hänge hier noch ein Bild von dem Wegenetz auf Santiago an, auch zu finden so ähnlich auf "waymarkedtrails.com" im gpx-format.
Wanderkarte.png
Ein paar Abschnitte sind in natura anders gelegt, aber im großen und ganzen sind die Wege deckungsgleich.

Und noch eine Erfahrung zur eventuellen Kostenreduzierung, die wir nunmehr auch gerne weitergeben wollen. Wir sind getrennt hin- sowie auch zurückgeflogen, haben aber jeweils eine angebotene Flugverbindung der TAP über Lissabon mit 1 h Umsteigezeit gebucht. Das hat 4 x nicht geklappt (2 x Hinflug, 2x Rückflug), schon weil die Wege per Bus auf dem Flugfeld unsäglich lang waren, keine Ahnung, wieso die Fluggesellschaft das Produkt anbietet. Man empfing uns also jedesmal am Zugang zur Transitschleuse in Lissabon schon mit einer neuen Bordkarte für einen Flug 12 h später und einem Hotelvoucher beim Hinflug und für einen Flug 4 h später beim Rückflug. War fast absehbar und wir waren organisatorisch und zeitlich darauf vorbereitet.
Jedenfalls haben wir über eines der zur Verfügung stehenden Internet- Portale (flightrights) nach Rückkehr eine Entschädigung nach "EU- Fluggastrecht" von der TAP eingefordert und das Geld schon jetzt nach ca. 4 Wochen auf unserem Konto. Sind ja bei einem Langstreckenflug immerhin 600 Euro je Flug, die Dienstleister behalten sich ca. ein Drittel ein. Somit war der Flug am Ende des Tages für uns kostenlos.
Diese EU Fluggastrichtlinie greift ja nur unter bestimmten Bedingungen (ich kenne mich im Detail natürlich nicht hinreichend aus), für die geschilderten Randbedingungen passt es also, das können wir mit gutem Gewissen teilen und weitergeben.

LG Frank
Zuletzt geändert von Frank am 20. Februar 2023, 20:15, insgesamt 1-mal geändert.
kokkinos vrachos
Beiträge: 356
Registriert: 5. September 2013, 14:56
Wohnort: Hamburg

Re: Winter - Trainingslager für das jährliche Kretawandern

Beitrag von kokkinos vrachos »

"....vielleicht geht es ja vielen anderen wie mir, die Sehnsucht nach Pinienduft, Lybischen Meer und Griechischem Salat ist während der Winterzeit groß und der Blick in die Bodenkammer mit dem eingemotteten Rucksack und den Wanderschuhen macht wehmütig...."

Moin und Kalimera Frank, das kenne ich. Meine Sehnsucht und Gedanken sind jeden Tag auf Kreta... In der Zeit, wo ich nicht auf Kreta bin, sauge ich alles auf, was es an Informationen gibt. Zum Glück geht es im April wieder für 4 Wochen auf meine geliebte Insel. Schwerpunkt diesmal - das Amari-Tal.

kaló chimónas (καλό χειμώνας) – einen guten Winter, kv
#save_paligremnos

#ΗΚρήτηΛέειΟΧΙστιςΕξορύξεις
Antworten

Zurück zu „Off Topic“